Schmeiß ich meinen Laptop aus dem Fenster oder springe ich selbst?

Wer kennt das nicht: Ein Abgabetermin droht, aber der Artikel, das Konzept, die Präsentation oder das Buchmanuskript sind meilenweit von der Fertigstellung entfernt. Je näher der Termin rückt, desto stärker blockiert das Gehirn. Man weiß genau, dass man es kann und eigentlich locker schaffen müsste, aber nichts geht mehr.

Ich habe über zwanzig Bücher geschrieben und hatte nie eine Schreibblockade. Insgeheim hielt ich das Gejammer über Schreib- oder andere Blockaden für ein bisschen lächerlich und die jammernden Kolleg/innen für wehleidig. Bis vor einem Jahr. Da drohte auch bei mir ein Abgabetermin. Und ich wusste, dass ich es eigentlich kann und schon viele Male locker geschafft hatte – und trotzdem ging beim Schreiben plötzlich nichts mehr.

Ich erzähle in meinen Roman „Paradies“ die Geschichte von vier Frauen, die mit anderen Teilnehmern einen Gruppenurlaub in einem spanischen Wellnesshotel verleben. Ein Sturm schließt die Gäste ein, es gibt Spannungen, die Emotionen kochen immer höher, bis es zu einem dramatischen Ende kommt. Und diese Gruppe von Figuren, die ich selbst erfunden hatte, tanzte mir auf der Nase herum. Sie entwickelte eine Art Eigenleben, und ich bekam sie nicht mehr in den Griff. Ich kam mir vor wie einer dieser professionellen Hundeführer, die mehrere Leinen in jeder Hand halten – und alle Köter wollen in eine andere Richtung. Noch nie hatte ich mich beim Schreiben so machtlos gefühlt.

Ich überlegte, ob ich meinen Laptop oder mich selbst irgendwo runterstürzen sollte, denn ich hatte das Gefühl, nie wieder in meinem Leben eine Zeile schreiben zu können. Mein Lektor weigerte sich, den Erscheinungstermin des Buches zu verschieben. „Das schaffst du schon“, sagte er. Hatte ich ja bisher immer. Ich gab mir wirklich Mühe, aber ich drehte mich nur noch im Kreis und spulte mich dabei immer tiefer in die Krise.

Endlich kam ich auf die Idee, ein Coaching zu machen. Liegt eigentlich nahe, wenn man selbst als Coach tätig ist, aber in diesem Zustand dauert es sogar, bis man auf naheliegende Idee kommt.

Im Coaching entstand mein Roman vor meinem inneren Auge als Gebäude, und ich erkannte plötzlich glasklar, wo Fehler in der Konstruktion waren, wo ich bei der Beschaffung des Baumaterials geschlampt hatte und wo deshalb der Wind durchpfiff. Interessanterweise lag der Dachstuhl bereits fertig neben dem Gebäude, aber ich begriff, dass ich noch gewaltig an der Statik würde arbeiten müssen, weil sonst beim Draufsetzen das Haus zusammenstürzen würde. Nach nur einer Coachingsitzung hatte ich Mut gefasst und wusste, wie ich weitermachen musste. Wie durch ein Wunder lief es plötzlich und ich hatte sogar wieder richtig Spaß am Schreiben.

„Paradies“ ist termingerecht fertig geworden (auf den letzten Drücker, aber egal) und wurde ein Erfolg. Die begeisterten Reaktionen und das Feedback bei meinen Lesungen zeigen mir, dass die Mühe – und das Coaching – sich gelohnt haben.

Natürlich passieren beim Coaching keine Wunder. Aber Dinge klären sich, Perspektiven verändern sich, Blockaden lösen sich auf. Ein guter Coach hilft beim Erkennen von Ursachen und dem Erarbeiten von Strategien zur Überwindung des Stillstandes. Immer wieder erlebe ich: Coaching hilft. Und ich helfe inzwischen anderen beim Überwinden ihrer kreativen Blockaden.

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