Schert das Schicksal sich um meine Meinung?

Gründe zum Jammern gibt’s eigentlich immer. Das Wetter ist schlecht, die Bahn hat Verspätung, unser Rücken schmerzt, die Kellnerin ist eine Trantüte, und der Weißwein könnte auch kälter sein. Sobald wir anfangen, uns auf die zahlreichen Ärgernisse des Lebens zu konzentrieren, vermehren sich diese wie die Karnickel. Nach kurzer Zeit kommt es uns so vor, als wäre unser Leben ein einziges Jammertal und die Menschen um uns her allesamt pampig und unfreundlich.

Interessanterweise funktioniert dieses Prinzip auch in die andere Richtung. Wenn wir uns aktiv auf das Positive konzentrieren, fällt uns auf, wie viel Glück wir in Wahrheit  haben. Wir bemerken immer mehr Schönes um uns her, unsere Laune wird besser, wir bekommen eine positive Ausstrahlung, sind freundlich zu unseren Mitmenschen – und die zu uns.

Früher fand ich es unglaublich nervig, wenn jemand mich aufforderte, ich solle „positiv denken.“ Warum sollte irgendwas in der Welt anders laufen, nur weil ich anders darüber dachte? Als würde das Schicksal sich darum scheren, welche Meinung ich zu ihm habe! Richtig sauer wurde ich, wenn mir jemand einreden wollte, auch der Verlauf von Krankheiten hinge davon ab, mit welcher Einstellung jemand krank sei.

Dann erkrankte eine Freundin an Krebs. Ich fragte mich, was ich an ihrer Stelle tun würde. Wahrscheinlich würde ich mich ins Bett legen und darauf warten, dass ich sterbe. Nicht so meine Freundin. Sie machte alles an Behandlungen, was nötig und sinnvoll erschien, ansonsten lebte sie ihr Leben. Wenn ich sie traf, wollte sie nicht über ihre Krankheit sprechen, sondern über die vielen Dinge, die sie interessierten. Sie machte Pläne für die Zukunft, obwohl längst nicht klar war, ob sie eine Zukunft hatte. Sie gab der Krankheit so wenig Raum wie irgend möglich. Und sie wurde gesund.

Ich behaupte nicht, dass es an ihrer Einstellung lag. Vielleicht hatte sie einfach nur Glück. Aber selbst, wenn sie kein Glück gehabt hätte, wäre die ihr verbliebene Zeit schöner und erfüllter gewesen als wenn sie sich aufgegeben hätte.

Coaching ist Konzentration auf das Positive. Jeder Klient kommt mit einem Problem und sieht erst mal nur, was er nicht kann, was negativ ist und nicht funktioniert. Im Coachingprozess lernt er, Stück für Stück das Positive wahrzunehmen. Welche Ressourcen, Fähigkeiten und Kompetenzen er mitbringt. Welche Ausnahmen vom Negativen es gibt. Wann ihm etwas besonders gut  gelungen ist, und was dazu geführt hat.

So verändert sich allmählich die Perspektive des Klienten. Er löst mithilfe des Coaches seinen Blick vom Problem und richtet ihn Richtung Lösung. Und mit einem Mal tauchen Handlungsoptionen auf, die er bisher gar nicht sehen konnte. Seine Erstarrung verschwindet, eine Lösung wird möglich.

Kleiner Tipp zum Schluss: Wenn Ihnen der Weißwein nicht kalt genug ist, bestellen Sie Eiswürfel oder trinken Sie einfach was anderes. Schon haben Sie ein Problem weniger…